Brustbeinveränderungen stellen in der Legehennenhaltung ein ernst zu nehmendes Tierschutzproblem dar. Von diesem multifaktoriell bedingten Krankheitskomplex sind alle genetischen Herkünfte unabhängig von der Haltungsform betroffen. Sie treten als Deformationen und/oder Frakturen auf. Insbesondere Frakturen sind mit Schmerzen und Verhaltenseinschränkungen verbunden.
Seit 2020 wurden im Rahmen eines EIP-geförderten Projektes in Thüringen in zehn Legehennenherden der Brustbeinstatus im Verlauf der Legeperiode sowie Daten zu möglichen Einflussfaktoren erhoben. Bei insgesamt 80 Bestandsbesuchen wurden 4 000 brauner Legehennen in Bodenhaltung individuell untersucht und bei 462 Tieren eine detaillierte Diagnostik durchgeführt.
In den untersuchten Herden hatte fast jede dritte Henne bereits bei Einstallung in den Legebetrieb, im Alter von 17 bis 18 Wochen, ein deformiertes Brustbein. Mit zunehmendem Alter traten vermehrt Frakturen auf, mit 65 Lebenswochen war das Brustbein jeder zweiten Henne verändert. Als mögliche Einflussfaktoren wurden Haltung und Haltungseinrichtung, Management, Fütterung, Leistung, Aufzucht sowie individuelle Prädispositionen und Erkrankungen erkannt. Details zum Projekt und den Ergebnissen sind im Abschlussbericht beschrieben. Interessierte LegehennenhalterInnen können den Bericht und eine Checkliste, mit deren Hilfe Risikofaktoren in ihrer Haltung identifiziert werden können, auf der Webseite der Thüringer Tierseuchenkasse AdöR abrufen. Die wesentlichen Projektergebnisse wurden in einer Broschüre zusammengefasst, die Tierhalter:innen bei der Erkennung und Vorbeugung von Brustbeinveränderungen in ihren Herden unterstützen.
Das durch die Thüringer Aufbaubank mit Mitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) geförderte Projekt wurde vom Thüringer Geflügelgesundheitsdienst in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Geflügelwirtschaftsverband e. V. und fünf Kooperationsbetrieben Brustbeinveränderungen bei Legehennen durchgeführt.
Fachlich unterstützt wurde es durch das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum und Einrichtungen der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.
Die Erkenntnisse aus diesem Projekt leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Tierwohls bei Legehennen, denn sie ermöglichen es Tierhalter:innen, die Brustbeingesundheit in ihren Herden zu kontrollieren und präventive Maßnahmen zu ergreifen.